Dieser Bericht ist eine Besonderheit im Club-Blog. Zwei Kontrahenten haben sich auf eine Strecke gewagt und ihre Qualitätskilometer (Qualität kommt von Qual!?) für die Nachwelt festgehalten. Anja und Ronny berichten von ihren Eindrücken.
Bericht aus der Sicht von Anja Maul
Der Hivernaltrail ist eine Laufveranstaltung, die in Landgraaf in den Niederlanden ausgerichtet wird. Und bei Niederlande denkt man ja jetzt nicht so direkt an Berge, Hügel, Höhenmeter oder Steigungen. Aber weit gefehlt, der Hivernaltrail, der am 31.01.2016 veranstaltet wurde, sollte in die Geschichte eingehen als der anstrengendste zehn Kilometerlauf, an dem ich jemals teilgenommen habe.
Direkt zu Anfang habe ich mich mit einer holländischen Mitläuferin unterhalten und sie erzählte mir, dass sie im letzten Jahr mit ca. 1h 40min gefinisht hat. Und ich denk mir dabei so: Das ist ja langsam das schaffst du doch locker. Meine Ambitionen zu Anfang waren bei einer lockeren Zielzeit von ca. 1h 15min, da ich ja einen langen lockeren Lauf für Sonntag auf meinem Trainingsplan habe. Aber weit gefehlt. Die Steigungen und Serpentinen, die man erklimmen musste, machten ein durchgängiges Tempo unmöglich. Nach 30min zeigte meine GPS-Uhr erst 3,5km an. Wahnsinnsstrecke! Da hat sich meine Wunschzielzeit sehr schnell in realistischere Bahnen verringert. Und da die Zeit ja jetzt sowieso total zweitrangig wurde, konnte ich mit meinen mittlerweile drei neuen holländischen Freundinnen schön klönen und viele Fotos machen!
Nach etwa einem Kilometer musste als erstes großes Hindernis die Treppe an der Snowworld in Landgraaf hochgestiefelt werden. Das sind 500 Stufen. Das war kein Problem und ich war mental drauf vorbereitet. Danach durfte man dieselbe Steigung direkt wieder runter laufen und dann in kurzen knackigen Serpentinen wieder hoch. Da uns das Wetter in den Tagen vor dem Lauf mit Regen nicht verschont hat, durfte man wunderbar durch Matsch, Pfützen und Schmodder. Wer Dokumentationen über Afrika in der Regenzeit kennt, weiß ungefähr wieviel Matsch da rumliegt. An einer Stelle habe ich fast meinen Schuh verloren, da er im tiefen Matsch steckengeblieben ist.
Die Verpflegung für die 10km-Variante war bei Kilometer 7. Noch nie habe ich mich so auf Banane, Schokolädchen und Rosinen gefreut! Hat geschmeckt wie direkt aus dem Himmel. Normalerweise würde ich bei einem 10 Kilometerlauf an der Verpflegung nur etwas trinken. Hier hat der Zucker aber für die letzten Kilometer und Anstiege echt geholfen.
Und jetzt noch ein paar Zahlen für die Statistik:
- 10,5 km
- 194 Hm
- 1h 30min 35s
Mein Fazit zum Lauf:
Sperrt mich zu Hause ein, falls mich da nochmal einer für fragt! 😀 Also, wann ist die nächste Matschschlacht? 😀
Bericht aus der Sicht von Ronny :
Am 31.1.2016 stand also der berüchtigte Hivernal Trail auf dem Programm.
Ein Traillauf der es in sich haben sollte. Wer den Abdijcross zu hart fand, sollte hier die Füße von lassen.
Für das Team des Int.Matschletic Club´s sind Anja Maul und ich angetreten.
Am Abend vorher wurden die Klamotten gepackt. So gut es ging.
Ein schwarzes Shirt passend zur Hose, oder das lange vom Rurseemarathon, oder das kurze Shirt vom Club, was sich aber farblich mit den Schuhen beißt. Lange Hose, oder kurze.
Am besten mal beides einpacken. Die Lange hält schön warm, aber auch zu warm. Beim Winterlauf habe ich es bereut. Die Kurze könnte bei 30km aber auch zu kalt sein, aber
die hat Taschen, die die lange nicht hat. Ich habe also nix anzuziehen. Ich verstehe jetzt die Frauen. 🙂
Beim Lauf gibt es keine Trinkbecher. Man musste was Eigenes mitnehmen und bei den Posten auffüllen lassen. Jetzt kam mein Sommer Trinkgurt wieder ins Spiel.
Schuhe waren klar. Asics Fujifreeze 2 GTX. (Als normaler Läufer, habe ich eh nichts anderes für´s Gelände)
Morgens klingelte mein Handy. Morgens ist gut. Mitten in der Nacht um 6.53Uhr. Anja über Whatsapp: „Watt? Ich hatte noch keinen Kaffee“.
Ich dreh mich wieder rum und denke 1-0 für mich.
9.15 wieder Geklingel. Aufstehen, etwas essen und auf geht es.
Parkplätze gab es reichlich, die Turnbeutel wurden im Keller überwacht und oben in der Sportsbar konnte man sich An-,Um- und Nachmelden.
21,50€ für 30km. Medallien gab es nicht. Gab wohl Probleme, so dass auf den beliebten Souvenirs 2015 stand. Die richtigen werden nachgesandt.
Anja´s Start habe ich leider knapp verpasst. Bis zum Start wurde mir ein kleiner Crashkurs in Sachen Trailrunning von Kurt Koll und Sascha Jansen vom Sc Komet Steckenborn gegeben. Tiefer Matsch, Abhänge, Seile runter. Uiuiui. Das hätten die mir vor der Anmeldung sagen können. Deswegen laufen die „nur“19km.
Ganz nebenbei sahen die Läufer dort alle aus wie Ultramarathonläufer einer Salomon Speedcross Schuh Werbeveranstaltung. Ob meine Schuhe doch unterdimensioniert sind?
Start:
Direkt nach einer kleinen Einweisung auf Niederländisch ging es ohne Startprozedere los.
Bei Km 1 war ich auch schon am gehen 🙂
Die Treppen am Snowworld Landgraaf hoch. Über 500 Stufen. Weniger Schlimm als es sich anhört. Das Krasse kommt ab jetzt. Oben ging es dann aber direkt wieder in rutschigen Serpentinen steil bergab, nur um kurz danach wieder in noch rutschigeren Serpentinen steil bergauf zu laufen. (oder besser gehen)
Es ging über Flüsse, über, unter und sogar durch umgestürzte Bäume. Durch diesen einen Baum bin ich wie ein Parcourläufer gesprungen, so dass der nette Herr dahinter auf Hölländisch meinte:“So cool ist hier noch keiner vorbei.“ Na, da hat sich das frühe Aufstehen doch gelohnt.
Die Berge wurden zwischendurch durch kleine Waldlaufpassagen, oder Dörfer abgelöst, auf denen ich wieder viel aufholen konnte.
Ich hatte sogar so viel aufgeholt, dass ich auf Platz 5 oder 6 lag und keinen mehr vor mir in Sichtweite hatte. Was wiederum zu folge hatte, dass ich wiedermal in Fullspeed bergab ein Schildchen übersehen hatte und nun wieder 200m bergauf zurück musste.
Bin ich froh, wenn beim Hamburg Marathon die Straßen extra für mich abgesperrt werden. Die verlorenen Plätze konnte ich nur kurz wieder gutmachen.
Krass waren die Abhänge an denen man sich an einem Seil herunterließ, bzw. einfach daneben vorbeisprang und auf den Hintern runter rutschte.
Ebenfalls zu erwähnen wären die Felder, an denen man nicht vorbeilief, sondern komplett drüber. Man muss sich das echt so vorstellen, dass man die Straße langläuft und plötzlich ein Pfeil nach rechts zeigt.
Nach kurzer Verunsicherung sieht man am Horizont einen roten Punkt über das Feld stapfen. Wie kommt man auf so eine „Streckenführung“?
Bei der Rückrunde, war die Strecke durch die 10er und 19er, so matschig zertreten, dass ich mit meinen Schuhen nur auf allen vieren den Berg hochkam. Sah alles andere als sportlich aus.
Ich wünschte da, dass ich doch lieber die 10km genommen hätte.
1 zu 1 für Anja.
Da ich aber eh gerade die Hände dort hatte, wo man sie als Läufer nicht haben sollte, habe ich die Chance genutzt und mir eine Kriegsbemalung zugelegt, was beim Überholen der 19er zu komischen Blicken führte.
Auch wenn man das Ziel schon sah, haben die sich nicht lumpen lassen. Erst musste noch einmal komplett eine richtig dicke lange Runde am Waldrand gedreht werden, eh man
die Tortur überstanden hatte.
Die Duschen waren warm, die Umkleide dagegen verdammt kalt. Es wurde kostenlose leckere Erbsensuppe serviert, aber Trinken musste man kaufen.
Das sollte man verändern. Zumindest Wasser anbieten, außerhalb der Dusche.
Zu guter Letzt wurde ein guter 8. Platz beim Debüt draus. Platz 2 lag nicht mal 5 Minuten entfernt. Geht nächstes Jahr mehr?
Schön, den Lauf nach einer Woche auf diese Weise noch einmal Revue passieren zu lassen.
Ein wirklich netter Bericht.