Wieder mal was Interessantes von unserer Wander- und Outdoorfraktion. Das lange Wochenende über Fronleichnam haben wir mal für ein erstes Experiment genutzt, um die Biwak Plätze in der Grenzregion Belgien zu erkunden.
Los ging es am Fronleichnam für die beiden Würselener (Anja + Sarah) mit dem Bus um 08:00 Uhr in der früh von Broichweiden in Richtung Aachen Hauptbahnhof. Dort wurde die Dritte im Bunde Tanja in Empfang genommen. Also ein reines Frauenexperiment. Im Zelt oder in der Hängematte geschlafen hat vorher jede schonmal zur Probe. Ich (Sarah) bin durch meine Erfahrungen der letzten Jahre auf dem Franziskusweg auch schon gewohnt, mit viel Gepäck und wenig Luxus durch die Lande zu wandern, allerdings noch nie ohne Zugang zu fließendem Leitungswasser, somit freute ich mich besonders auf diese neue Herausforderung.
Am Hauptbahnhof stiegen wir dann in den Bus Richtung Eupen. In Eupen wurde dann eine letzte Stärkung in der Zivilisation zu uns genommen, entsprechend feudal im Cafe Fonk mit einem koffeinhaltigen Heißgetränk, welches von einem halben Kilo Sahne verziert wurde. Egal, das wird ja später mit dem Gepäck und Wandern wieder abtrainiert.
Frisch gestärkt und noch ein Butterbrot für unterwegs gemacht ging es also los einmal quer durch Eupen, was ja erfahrungsgemäß schon recht hügelig sein kann. Nach diversen Straßenkreuzungen bogen wir endlich in einen Feldweg ein und ließen ein letztes Wegkreuz passierend das Stadtgebiet hinter uns. Endlich im Wald…
Nach einigen Kilometern erreichten wir unser Tagesziel, den Lac de la Gileppe, ein Stausee, an dessen Fuß sich auch unser erstes Nachtlager befinden sollte. Dazu mussten wir nur noch ein bisschen den See umrunden und nach ca. 16 km und knapp 300 HM konnten wir unsere Zelte für die erste Nacht direkt an einem Bach aufschlagen. Dies sollte sich aufgrund der Bodenbeschaffenheit als gar nicht so einfach rausstellen, die Heringe waren selbst mit Gewalt kaum in den Untergrund einzutreiben. Hier also klarer Pluspunkt an Tanja in der Hängematte.
Da kein Regen gemeldet war, ignorierten wir die schlechte Aufbausituation und widmeten uns der Beschaffung und Zubereitung von Trinkwasser und Nahrung. Also erstmal zum Bach, Wasser filtern… Der war ja zum Glück nebenan. Sehr praktisch, nur nicht wenn frau nachts schlafen will und das Plätschern immer lauter wird. Auch die heraufziehende Verdunstungskühle fand ich nicht so angenehm, aber der schnelle Zugang zum Wasser ist auf jeden Fall ein Pluspunkt des Platzes. Also noch eben die Kocher anwerfen, drei Frauen, drei Kocher und drei unterschiedliche Arten von Brennstoff, so konnte man direkt in den Austausch der Vor- und Nachteile, Kochgeschwindigkeit etc. gehen. Auch Rezepte konnten bei der Gelegenheit ausprobiert werden. Highlight des Menüs war ein Tassenpudding. Nach Erledigung von Abwasch und Zähneputzen im Bach sind wir dann alle vor Einbruch der Dunkelheit in die Schlafsäcke gekrabbelt und haben die erste Nacht unter freiem Himmel verbracht.
Am nächsten morgen musste der Platz bis 09:00 Uhr geräumt werden. Nach gemütlichem Kaffee, Frühstück und Platz räumen sind wir dann gegen zehn los, um die fehlenden zwei Drittel das Lac de la Gilleppe zu umrunden. An der Staumauer gab es dann nochmal Kontakt mit der Zivilisation, aber leider kein Eis, da die hiesige Gastronomie auch wegen Personalmangel geschlossen hat. Direkt nach der Mauer empfing uns ein schönes Kletterstück, welches wir mit Rucksäcken am Rücken aber ohne Eis im Bauch meisterten.
Auch hier bestätigte sich unser Eindruck, dass nach jeder an einem provisorischen Lager (meist Baumstämme) gemachten Pause, eine Bank hinter der nächsten Ecke auftaucht. Übrigens wurde es seit unserem Start täglich heißer, sodass wir froh waren uns überwiegend durch bewaldetes Gebiet durchzuschlagen. Den ersten Kontakt zu den für das Venngebiet typischen Holzstegen gab es auch. Nach abwechslungsreichen 18 km und fast 400 HM konnten wir unser zweites Nachtlager auf schönem weichen Tannengrund aufschlagen. Der Platz war noch schöner als der von vergangener Nacht. Zeltaufbau kein Problem, nur das Wasser musste hier in ungefähr 250 Meter Entfernung geholt werden, immerhin weit genug weg, damit nichts plätschert. Leider verzogen wir uns früh in unsere Schlafsäcke, da hier die Mücken sehr aufdringlich wurden. Gegen Mitternacht wurden wir dann nochmal von fünf spät eintrudelnden Radlern geweckt, die mit Stirnlampen im Dunkeln ihre Zelte aufschlagen mussten.
Am nächsten Morgen schafften wir es dann auch, unser Lager ausreichend früh zu räumen und waren die ersten, die den Platz verließen. Heute stand der heißeste Tag bevor, an dem wir uns durch die Vennlandschaft und die brennende Sonne mit weniger Wald, dafür beeindruckenden Moorlandschaften zum höchsten Punkt von Belgien aufmachten. Neben den tollen Holzstegen gab es auch ein paar Kletterhürden zu überwinden, die wahrscheinlich als Fraßschutz für die Landschaft eingerichtet wurden.
Unser Trip ins Venn endete mit 19km auf dem Tacho und nochmal über 300 HM. Die einmaligen Landschaften, der höchste Punkt Belgiens (eine Betontreppe, damit es 700 Meter hoch ist😉) und die gemeinsame Grenzerfahrung, sich allein durch die Pampa zu schlagen stellen für jeden eine persönliche Herausforderung abseits von Laufroutine und Wettkampf dar. Einmalig!